| Ich hab' sie gar nicht kommen sehen, | 
| Plötzlich stand sie da, | 
| Groß wie ein Riese | 
| Sie sagte: | 
| «Hallo, guten Tag, | 
| Mein Name ist Krise» | 
| Sie hielt mir den Spiegel hin, | 
| Und ich sah klar, | 
| Sie sagte: «auch wenn du’s nicht glaubst» | 
| Es ist doch wahr, | 
| Du siehst ganz schön alt aus, | 
| Wie du da stehst, meine Güte, | 
| Merkt doch jeder deine Zeit ist längst vorbei. | 
| Und schon aus Prinzip, | 
| Sowas wie dich hat niemand lieb, | 
| Dein ganzes Leben ist die reinste Stümperei. | 
| Sie sagte, sie zieht bei mir ein, | 
| Und dass sie mir alles bewiese. | 
| Dann schrieb sie an meine Tür: | 
| «Hier wohnt ab jetzt die Krise» | 
| Sie zog den Stecker raus vom Telefon | 
| Und fragte mich: «Wie wär's mit einer kleinen Depression?» | 
| Hat doch alles keinen Sinn | 
| Schmeiss die Brocken hin, | 
| Kriech in die Höhle, | 
| Und komm nie wieder raus. | 
| Am besten werd ich stumm | 
| Und niemand merkt um mich herum, | 
| Dass ich fehle, so sieht’s aus. | 
| Nach einem Jahr und einem Tag | 
| Ist sie so wie sie kam verschwunden. | 
| Heut' hab ich den Besuch von ihr | 
| Längst überwunden. | 
| Zum Abschied rief ich ihr noch zu: | 
| «Warte mal, | 
| Auch wenn du’s nicht glaubst | 
| Du spinnst total! | 
| Ich seh gar nicht alt aus nur; | 
| Ein bisschen kann schon sein | 
| Mir gehts prima und Freunde hab ich auch, | 
| Ich kann wieder fliegen, | 
| Was mich ärgert lass ich liegen, | 
| Und steh' keineswegs mehr auf dem Schlauch | 
| Wenn ich dunkle Wolken seh', | 
| Bleib' ich zu Haus' und mach mir Tee | 
| Und gar nichts haut mich um. | 
| Ich werd an meine Türen schreiben | 
| «Krisen müssen draußen bleiben» | 
| Sie wissen schon warum!" |