| Wenn du manchmal stumm deinen Gedanken nachhängst | 
| Und mich ansiehst, ohne mich dabei zu seh’n — | 
| Wenn ich vergebens versuch', zu erraten, was du denkst | 
| Welche Fragen hinter deiner Stirne steh’n | 
| Ahn' ich doch, in Gedanken brichst du über mich den Stab | 
| Doch bedenk, wenn du meine Schuld einschätzt: | 
| Von jeder Wunde, die ich dir zugefügt hab' | 
| Bleibt auch mir eine Narbe zuletzt! | 
| Ich hör' oft, was wir sprachen im nachhinein | 
| Wie ein Fremder, wie durch eine offene Tür — | 
| Sollen das meine Worte gewesen sein? | 
| Und ich find' heut' keine Rechtfertigung mehr dafür! | 
| Doch jedes Wort, mit dem ich dir wehgetan hab' | 
| Bereute ich, während ich es sprach, schon | 
| Denn von jeder Wunde, die ich dir zugefügt hab' | 
| Trag' auch ich eine Narbe davon! | 
| Es ist wohl ein unsel’ges Gesetz, das uns lenkt | 
| Das da will, dass man grad', wen man am meisten liebt | 
| So unbedacht demütigt und grundlos kränkt — | 
| Dafür um so wen’ger nachsieht und vergibt! | 
| Doch für jedes Unrecht, das ich dir angetan hab' | 
| Hab' ich selber gelitten, Stück für Stück | 
| Und von jeder Wunde, die ich dir zugefügt hab' | 
| Bleibt auch mir eine Narbe zurück! | 
| Es ist vieles gescheh’n, eh' ich zu lernen begann | 
| Dass kein Ding für alle Zeit gewonnen ist — | 
| Dass man nicht größ're Opfer erwarten kann | 
| Als man von sich aus bereit zu bringen ist! | 
| Wenn ich dir deine Liebe schlecht gedankt hab' | 
| Wenn du kannst, verzeihe es mir jetzt | 
| Denn von jeder Wunde, die ich dir zugefügt hab' | 
| Bleibt auch mir eine Narbe zuletzt! |