| Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer: | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Ein Bohrmaschinenrambo bohrt wie besessen | 
| Hält die Black & Decker wie 'ne Smith & Wesson | 
| Patronengurt dübelgespickt unter den Armen | 
| Der kennt keine Gnade, der kennt kein Erbarmen | 
| Malt ein Kreuz auf den Putz, zielt und legt an | 
| Drückt skrupellos ab und dann bist du dran! | 
| Ob am hellerlichten Tag oder im Sternenschimmer: | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Das Leben lehrt uns, das ist nun mal so: | 
| Irgendein Depp bohrt immer irgendwo! | 
| Ich hab' 'nen Nachbarn mit drei unerträglichen Gören | 
| Und einer singt vorm Radio laut mit zu den Fischer Chören | 
| Ich habe Nachbarn, die von spät bis früh Techno hören | 
| Und einer schnarcht, wie wenn zur Brunftzeit die Hirsche röhren | 
| Ich hab 'ne Nachbarin, die kichert, gluckst und stöhnt | 
| Das ist alles ganz o.k., ich hab' mich gut dran gewöhnt | 
| Aber im Erdgeschoss, da wohnt so’n bauchiger Berserker *) | 
| Im pink-grau-gelben Joggingdress, ein echter Heimwerker | 
| Mit Stich- und Gehrungssäge und Hochdruckreiniger | 
| Ein Sadist, ein Folterknecht, ein schlimmer Werkzeugpeiniger! | 
| Der setzt im Keller seinen Schlagbohrer in Stahlbeton | 
| Und dann hat bis zu Dachstuhl 'rauf das ganze Haus was davon! | 
| Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer: | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Der bohrt sich in Extase in blindwütigem Eifer | 
| Der kriegt Schaum vor’n Mund und sabbert grünen Geifer | 
| Da hilft kein Stromausfall, da hilft kein Voodoozauber | 
| Jeder Psychopath hat einen Accuschrauber | 
| Ohne Netz, allzeit bereit im ganzen Haus | 
| Fräst und schleift und schmirgelt er auf Deubel komm raus | 
| Da hilft kein Flehen und da auch hilft kein Gewimmer: | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Ob im Keller, in der Kammer, in der Küche, im Klo: | 
| Irgendein Depp bohrt immer irgendwo! | 
| Ich sitz' im Liegestuhl im Garten der Pension «Waldesfriedenì» | 
| Welch lieblich milder Ferientag ist mir da heute beschieden! | 
| Der Zeisig tiriliert vergnügt, die Buchfinken schlagen | 
| Die Schnepfe piept, der Kuckuck ist am Kuckucksagen | 
| Ein Windhauch säuselt zärtlich durch das Chlorophyll | 
| Ein Sonnenstrahl umkost mich sanft in diesem Idyll | 
| Doch in das Bienensummen und das Zirpen der Rohrdommel | 
| Mischt sich da nicht das Quietschen einer Kabeltrommel? | 
| Und in das Flügelflattern des Zitronenfalters | 
| Das metallische Klicken eines Abzugschalters? | 
| Ein hämmerndes Knirschen kreischt durch die Allee: | 
| Das ist der fleiß'ge Herbergsvater mit seiner AEG! | 
| Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer: | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Ein Dünnbrettbohrer, ein Baumarktleerkäufer | 
| Ein Elektroantriebtäter, kurz: Ein Amokläufer! | 
| Schon lang nichts mehr am Hut mit Skatspiel’n oder Sex, ey | 
| Für den zähl'n nur noch Winkelschleifer und Trennhexe! | 
| Der gönnt sich keine Ruhe und keine Rast | 
| Solange, wie noch irgendwo ein Loch hinpasst | 
| Bohrerwechsel, ja. Aufgeben? Nie und nimmer! | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Ohne Sinn und Verstand, dafür brutal und roh | 
| Irgendein Depp bohrt immer irgendwo! | 
| Mein Damenbesuch ist jetzt schon wirklich guter Dinge | 
| Ich bin charmant, ich rasple Süßholz, ich tänzle und singe | 
| Sie hat mich grade übermütig in den Po gekniffen | 
| Jetzt rechne ich natürlich gern mit weit’ren Übergriffen | 
| Starte schon mal die CD mit Franz Liszt’s !Liebestraum" | 
| Doch da steht plötzlich dieses Dröhnen zwischen uns im Raum | 
| Und die Bilder an den Wänden hüpfen und tanzen | 
| Das war’s! Der Bohrer in der Wand, der Tod aller Romanzen | 
| Erst schrill und hoch wie Zahnarzt und dann grollendes Gefräse | 
| Mein Gott, der bohrt die ganze Wand zu Schweizer Käse | 
| Tut mir leid Fräulein Ingeborg, es hat nicht sollen sein | 
| Mit diesem Bosch im Nacken fällt mir gar nichts mehr ein! | 
| Ob im größten Saal, ob im kleinsten Zimmer: | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwo immer! | 
| Doch die härteste Prüfung für Psyche und Ohren | 
| Ist die quälende Stille plötzlich nach dem Bohren | 
| Das Wissen, es kann jeden Moment wieder einsetzen | 
| Oder nicht, oh, dieser Zweifel ist zum Nervenzerfetzen | 
| Du hörst nur deinen Puls, du hälst den Atem an und bang | 
| Wartest du starr — manchmal tagelang! | 
| Denn Bohren ist schlimm, aber nicht Bohren ist schlimmer | 
| Irgendein Depp bohrt irgendwann immer | 
| Man weiß nie warum, man fragt sich wieso | 
| Irgendein Depp bohrt immer irgendwo! |