| Sie hasten suchend durch die Enge | 
| Endloser, düsterer Gänge, | 
| Gehn verloren im Gedränge. | 
| Wie Hänsel und Gretel im Walde verirrt, | 
| Ihr Blick voller Zweifel, ihr Sinn verwirrt. | 
| Sind sie ganz der Welt Entrückte, | 
| Sind sie traurige Bedrückte, | 
| Verzweifelte, Gramgebückte? | 
| Sind sie stumm verzückt Beglückte, | 
| Oder einfach nur Verrückte? | 
| Männer im Baumarkt, | 
| Während draußen die Frau parkt, | 
| Stehn vor kleinen Monitoren | 
| Mit offnem Mund und roten Ohren, | 
| Lernen Fräsen, Schleifen, Bohren. | 
| Folgen wachsam der Belehrung, | 
| Wie man Winkelholz auf Gehrung | 
| Sägt und wie man Zargen genau zargt — | 
| Männer im Baumarkt. | 
| Sie schieben große Einkaufswagen, | 
| Müssen viele Tüten tragen, | 
| Müssen viele Fragen fragen. | 
| Sind stets auf der Suche nach dem nächsten Kick | 
| Mit diesem verwegnen «geht nicht gibts nicht"-Blick | 
| Bohrn sie furchtlos und behende | 
| Löcher in Tische und Wände, | 
| Überschwemmen, legen Brände, | 
| Und bringen nie etwas zu Ende — | 
| Sind so kleine Hände! | 
| Männer im Baumarkt, | 
| Während draußen die Frau parkt, | 
| Treibt ein unbänd'ges Verlangen, | 
| Gierig mit glühenden Wangen | 
| Zu Kneif-, Flach- und zu Rohrzangen. | 
| Kuscheln mit Gartengeräten, | 
| Träumen vom Hacken und Jäten | 
| Und daß den Rasen die Frau harkt. | 
| Männer im Baumarkt. | 
| Sie sind Säger, sie sind Sammler, | 
| Einsame Jäger und Rammler, | 
| Sie sind Schräger, sie sind Stammler. | 
| Heimwerker sind sanfte Träumer, | 
| Stille Steckenpferdaufzäumer, | 
| Nie den Arbeitsplatz Aufräumer. | 
| Selten gelobt und bis heut nie besungen, | 
| Fragen nicht nach Risiken und Nebenwirkungen, | 
| Belächelt, verspottet, verhöhnt von vielen. | 
| Aber sie tun doch nichts — sie wolln doch nur spielen. | 
| Männer im Baumarkt — cha cha cha — | 
| Während draußen die Frau parkt, | 
| Können es einfach nicht lassen, | 
| An den Schlangen vor den Kassen | 
| All die Schnäppchen anzufassen. | 
| Und da kauft Klaus für Malene | 
| Noch einen Klappstuhl ohne Lehne. | 
| Jürgen kauft sich für Ina | 
| Den bill’gen Werkzeugsatz aus China. | 
| Marco kauft für Maria | 
| Diesen schicken Schraubenzieher. | 
| Helge kauft für Nicole | 
| Die große Isolierbandrolle. | 
| Bodo kauft für Belinda | 
| Ein Sortiment Kabelbinder. | 
| Reinhard kauft für Hella | 
| Einen Winkelschleifervorsatzteller | 
| (den wünscht sie sich so sehr!) | 
| Männer im Baumarkt | 
| Muß die Freiheit wohl grenzenlos sein — | 
| Alle Nägel, alle Schrauben, sagt man, | 
| Man muß nur ganz fest dran glauben und dann | 
| Würde, was uns klein und wacklig erscheint, | 
| Riesengroß und bricht ein! |