| Auf dem Autofriedhof in Asterlagen | 
| Sitzen sie mit immer knurrendem Magen: | 
| Wotan und Wolf wachen übers Revier | 
| In einem ausgeschlachteten Renault R4 | 
| Zwei Diogenesse in ihrer Tonne | 
| Blinzeln träg' in die Duisburger Sonne | 
| Wotan kann nicht mehr so wirklich gut seh’n | 
| Und Wolf zieht den Hinterlauf links nach beim Geh’n | 
| Ihr Dienstauftrag lautet: Diebstahl verhindern! | 
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| Und leider auch den Zutritt von Kindern | 
| Denn die füttern Dönerreste durch den Zaun | 
| Und die Wachsamkeit, die leidet beim Kau’n | 
| Ach, sie würden sich auch gern mal streicheln lassen | 
| Doch Beruf ist Beruf und ihrer ist: Fassen! | 
| Wolf hätte ja gern' mal sein Pfötchen gereicht | 
| Darf nicht, na, im nächsten Leben vielleicht | 
| Zwei mehr oder wen’ger deutsche Schäferhunde | 
| Blicken in Asterlagen in die Runde: | 
| Wotan vom Ruhrorter Morgenland | 
| Und Wolf von gleich hinter dem Imbißstand | 
| Wotan, wenn man so will, ist ein alter Hase | 
| Mit schrundiger, doch noch verdammt guter Nase | 
| Kaczmarek hat ihm Wolf zur Seite gestellt | 
| Sozusagen als Lehrling, der jetzt mit ihm bellt | 
| Wotan hat kahle Stellen im Fell und Krampfadern | 
| Und Grund genug, mit seinem Schicksal zu hadern: | 
| Null Anerkennung vom Chef und kein Lob | 
| Wenn Kaczmarek kommt, ist er immer nur grob | 
| Wotan träumt: «Wenn doch einmal ein Einbrecher käme | 
| 'nen Rückspiegel oder 'nen Auspuff mitnähme!» | 
| So ein schöner, gehbehinderter müsste es sein | 
| 'nen jungen kriegt er ja längst nicht mehr ein — | 
| Dann würde er hinter den Nockenwellen | 
| Hervorschnellen und den Tunichtgut stellen! | 
| Und wehmütig spürt er, er hat über zehn | 
| Frühlinge schon keine Hündin mehr geseh’n | 
| Ja, ja, auch alte deutsche Schäferhunde | 
| Träumen noch von einer Schäferstunde! | 
| Wotan vom Ruhrorter Morgenland | 
| Und Wolf von gleich hinter dem Imbißstand | 
| Wotan und Wolf, verlor’n in Gedanken | 
| Kommt auch schon mal vor, dass die beiden sich zanken | 
| Zoff im R4, dann verkrümelt sich Wolf | 
| Für ein Weilchen zum Schmoll’n in einen zweier Golf | 
| Er döst ein und aus den Tiefen seiner Gene | 
| Steigt ein Traum, immer die gleiche Szene: | 
| Von der Herde entfernt sich ein hellblaues Schaf | 
| Wolf knurrt und seine Läufe zucken im Schlaf | 
| Dann treibt er das Schaf zurück auf die Weide | 
| Schreckt hoch aus dem Traum und dann bellen sie beide: | 
| Wotan bellt auf Verdacht, stocktaub oder fast | 
| Hat er Angst, dass er mal einen Anlass verpasst | 
| Dann leckt Wolf ihm das Fell, er macht sich ja Sorgen | 
| Er weiß doch, er ist der Alte von morgen… | 
| Einer ist jung und einer ist alt | 
| Einer des anderen Stütze und Halt | 
| Einer hilft dem anderen sein Bündel tragen | 
| So geht das in Duisburg-Asterlagen | 
| Bei Wotan vom Ruhrorter Morgenland | 
| Und Wolf von gleich hinter dem Imbißstand |