| Ein Blick auf die Garderobe, es ist zwanzig nach vier | 
| Das wird ja immer früher, guter Mann, was machst du jetzt schon hier? | 
| Du redest mit dir selbst, weil der Moment gekommen ist | 
| Wo du keinen mehr aussteh’n kannst und unausstehlich bist | 
| Du gehst dir auf den Nerv, stehst wie ein Fremder neben dir | 
| Und siehst dich auf- und abgeh’n, wie ein eingesperrtes Tier | 
| Im Saal, mehr so aus Höflichkeit, hast du Licht und Ton gecheckt | 
| Du weißt, die Jungs, die machen das längst ohne dich perfekt | 
| Du spielst ein altes Stück an, doch der Text fällt dir nicht ein | 
| Du spürst, ein kaltes Fieber kommt heimtückisch und gemein | 
| Du stimmst am Instrument herum, natürlich stimmt es längst | 
| Du legst es wieder weg, und dir wird übel, und du denkst: | 
| Du musst wahnsinnig sein | 
| Da rauszugehen, ganz allein | 
| Trotz all der Höllenqualen | 
| Die dich lähmen und zermahlen | 
| Du musst wahnsinnig sein | 
| Dich in die unbarmherzig grellen | 
| Scheinwerfer hinzustellen | 
| Und dir die Seele aus dem Leib zu schrei’n | 
| Du musst wahnsinnig sein! | 
| Jemand reicht dir zwei Briefe rein, ein Kind schreibt, dass es heut' | 
| Geburtstag hat, und sich schon lange auf den Abend freut | 
| Und eine alte Dame, die jedesmal herkommt, schreibt | 
| Eine, die jedes Lied kennt, und der kein Schnitzer verborgen bleibt | 
| Die Zwei steh’n für all' die, deren Geschichte du nicht kennst | 
| Und deretwegen du doch jetzt vor Lampenfieber brennst | 
| Du kannst nicht essen, kannst nicht trinken, du kannst gar nichts mehr | 
| Du musst heut' besser sein als je zuvor, dein Kopf ist leer | 
| Du schleichst hinter den Vorhang. | 
| Mann, was hast du hier verlor’n? | 
| Musst du dir sterbenskrank ein Guckloch in den Vorhang bor‘n? | 
| Du fühlst dich wie ein Schlafwandler, der auf dem Dach erwacht | 
| Und weißt, die Giebelnummer, die hast du noch nie gebracht | 
| Du musst wahnsinnig sein | 
| Da rauszugehen, ganz allein | 
| Trotz all der Höllenqualen | 
| Die dich lähmen und zermahlen | 
| Du musst wahnsinnig sein | 
| Dich in die unbarmherzig grellen | 
| Scheinwerfer hinzustellen | 
| Und dir die Seele aus dem Leib zu schrei’n | 
| Du musst wahnsinnig sein! | 
| Die Stunden sind verflogen, du stehst glücklich und stumm | 
| Am Ende deiner Lieder vor deinem Publikum | 
| Es ist, als hättet ihr ein langes Zwiegespräch geführt | 
| Ihr ward betroffen, zornig, ward vergnügt und ward gerührt | 
| Und wenn ein Lachen, ein Applaus über die Reihen flog | 
| Und wenn’s plötzlich ganz still war, war das wie ein Dialog | 
| Benommen und erschöpft verneigst du dich ein letztes Mal | 
| Vor freundlichen Gesichtern in dem großen dunklen Saal | 
| Ein Mädchen hat dir einen kleinen Strauß nach vorn gebracht | 
| Vom Klatschen ganz zerdrückt, was ihn dir nur noch lieber macht | 
| Und du weißt einmal mehr, es ist eine Gnade, hier zu steh’n | 
| Und schwerer noch als aufzutreten, fällt‘s dir jetzt abzugeh’n |