| Er macht seit 30 jahren bei Regen, Wind und Schnee | 
| In Fußgängerzonen Wahlkampf für die SPD | 
| Der Wind verfängt sich im Wahlkampfprogramm | 
| Und der reichste Mann der Stadt sieht ihn mitleidig an | 
| Der Irre der Stadt redet auf ihn ein | 
| Und das wird für heute der Einzige sein | 
| Später klappt er dann den roten Schirm | 
| Zusammen verstaut Broschüren im Kofferraum | 
| Und zieht von Dannen | 
| Auf Kohle geboren und mit Schulden gelebt | 
| Quält er sich im Stau über den Ruhrschnellweg | 
| Dies ist seine Wiege und dies wird sein Grab | 
| Am D&W Autocenter fährt er dann ab | 
| Weiß sind die Knöchel auf seinen Händen | 
| Rot ist der Backstein von den Häuserwändern | 
| In der Reihenhaussiedlung am Rande der Stadt | 
| Hat er Dinge gesehen, die kein Anderer gesehen hat | 
| Grün ist das Blatt auf dem dunkelen Fluss | 
| Und das Blatt wird schwimmen, weil das Blatt schwimmen muss | 
| Wer nicht an Zufälle glaubt, hat das Glück nicht verdient | 
| Sagt ein Genosse, der neben ihm am Tresen lehnt | 
| Der Spielautomat singt sein einziges Lied | 
| Das von der Lüge handelt, dass es Glück gibt | 
| Er trinkt aus und zahlt und schlägt den Kragen nach oben | 
| Wolken haben sich im Sturm vor den Mond geschoben | 
| Es riecht nach Herbst, es ist Mitte August | 
| Er denkt: «ich bin ein Land und das Leben ein Fluss» | 
| In der Küche brennt noch Licht und eine Blume verwelkt | 
| Auf der Fensterbank und er denkt: «Das Feld ist bestellt | 
| Die wird Ernte wird hart, denn der Acker ist alt.» | 
| Der Sommer ist zu Ende und der Herbst wird kalt | 
| Er massiert die weißen Knöchel mit der anderen Hand | 
| Sieht die alten Urlaubfotos kleben der Wand | 
| Auf dem Küchentisch ein Zettel | 
| Und die Wohnung ist leer | 
| «Ich habe alles versucht, aber es geht nicht mehr» |