| Der Sprecher bei der Tagesschau, sitzt hier schon im siebten Jahr
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| Er liest das, was er lesen soll, und hält seine Miene starr
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| Ob Attentate, Terroristen, Wahlen, Krisen oder Messen
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| Donnerstags in der Kantine kochen sie sein Lieblingsessen
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| Da können Hungersnöte auf dem halben Erdball wüten
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| Seuchen im Sudan grassieren, er bestellt sich mehr Gemüse
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| Zu den Königsberger Klopsen, abends wenn er schlafen geht
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| Flüstert er zum letzen Mal: «Sie sehen die ARD.»
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| Der Aktivist bei ATTAC weiß exakt, wo er steht
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| Wenn er surft, verschlüsselt er akribisch die Identität
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| Denn die jagen Seinesgleichen, er kennt die geheimen Namen
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| Kennt alle Verschwörungen, den großen, bösen, einen Plan
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| Kennt die Konzerne, kennt die Lobbyisten, all die Schweine
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| Du darfst stehen, wo du willst, nur nicht auf der falschen Seite
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| Seine Welt ein Schachbrett, Gut und Böse klar verteilt
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| Jeder trägt sein Barcode unter’m Nacken, alles schwarz und weiß
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| Die wissen Alle, was sie sind
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| Wissen alle, wo sie stehen
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| Die Welt ein Goldfischglas
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| Alles ist genau zu sehen
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| Alle wissen, was sie sind
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| Alle wissen, wo sie stehen
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| Ich guck in das Goldfischglas
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| Und kann all die Fische sehen
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| Der Polizist in Kampfmontur, der hat seinen Präsident
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| Der hat den schwarzen Block als Feind, der ihm entgegen rennt
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| Der hat Kollegen, sein Tarif und seine Feiertage
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| Auf die freut er sich, wenn er den Knüppel hebt, um reinzuschlagen
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| Der hat 'ne Frau, der ist Beamter, der hat Perspektive
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| Der glaubt an unseren Staat, wie wir an unsere erste Liebe
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| Der hat 'ne Dienstpistole, später dann nach Feierabend, fährt er heim
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| Er weiß noch wo das ist, in seinem kleinen Wagen
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| Der Verkäufer mit Krawatte da bei Porsche kennt sein Klientel
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| Die Wirtschaft soll nach unten gehen, die Sozis können ihm viel erzählen
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| Das Leder war noch nie so weich wie bei den neuen Modellen
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| Keine rote Zahl kommt ihm zwischen die 9 und 11
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| Sein bester Kumpel fuhr wen tot, der ist halt der letzte Säufer
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| Jetzt braucht er 'n neuen Wagen — heißt, er wird bald Chefverkäufer
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| Das Autohaus mit Kathedrale voll mit teuren Formen
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| Perfekt für perfekte Menschen nach den deutschen Normen
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| Die wissen Alle, was sie sind
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| Wissen alle, wo sie stehen
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| Die Welt ein Goldfischglas
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| Alles ist genau zu sehen
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| Alle wissen, was sie sind
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| Alle wissen, wo sie stehen
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| Ich guck in das Goldfischglas
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| Und kann all die Fische sehen
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| Der Nazi da in Oberfranken trinkt in seiner Schankwirtschaft:
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| «'39 war’n wir in Europa noch 'ne andere Kraft!»
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| Dicht an dicht, alles glänzt, fettig ist hier Wurst und Mensch
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| «Bevor wir rausgehen und was tun wird der Durst bekämpft!»
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| «Die Ausländer klauen die Arbeit von dem deutschen Mann!»
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| Darum hockt er heut hier besoffen an der Theke dran
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| «Die Frauen klauen sie auch, Drogen kommen aus Tschechien
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| Berlin wird jetzt regiert von den Schwulen und Achtundsechzigern!»
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| Der Banker in der Konferenz, der ist ein vollkommener Mensch
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| Er kennt den Leistungsdruck, kennt das Produkt, kennt die Trends
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| Er kennt die blauen Flecken an den Ellenbogen
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| Wischt das Blut von seinen Budapestern, er muss schnell nach oben
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| Er kennt die Kursprogonosen, kennt den Markt in Asien
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| Die Armeen in schwarzen Maßanzügen sind nur Metastasen
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| Denkt er, denn der wahre Krebs sind doch die Verbraucher selbst
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| Und der Bildhauer zug die Statue nur aus dem Fels
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| Die wissen Alle, was sie sind
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| Wissen alle, wo sie stehen
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| Die Welt ein Goldfischglas
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| Alles ist genau zu sehen
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| Alle wissen, was sie sind
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| Alle wissen, wo sie stehen
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| Ich guck in das Goldfischglas
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| Und kann all die Fische sehen
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| Ich aber bin ein Nichts, ich suche meinen Sinn
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| Doch was wird mit mir geschehen, wenn ich keinen find?
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| Der Lebenslauf ein Slalom, ich gehe mit dem Wind
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| Kein Bild das auf mich passt, ich weiß nicht wer ich bin
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| Ich aber bin ein Nichts, ich suche meinen Sinn
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| Doch was wird mit mir geschehen, wenn ich keinen find?
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| Der Lebenslauf ein Slalom, ich gehe mit dem Wind
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| Kein Bild das auf mich passt, ich weiß nicht wer ich bin
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| Ich aber bin ein Nichts, ich suche meinen Sinn
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| Doch was wird mit mir geschehen, wenn ich keinen find?
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| Der Lebenslauf ein Slalom, ich gehe mit dem Wind
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| Kein Bild das auf mich passt, ich weiß nicht wer ich bin |